Sonia Leimer
I
BIOGRAFIE
Sonia Leimer, 1977 geboren in Meran. 2001–2004
Studium an der Kunstakademie Wien bei Joost
Meuwissen, Nasrine Seraji, Robert Mull. 2001 The
Rabin Square Design Competition; 2002 Pfann
Ohmann Preis; 2004 Carl Appel Preis; 2005 MAK
Schindler Stipendium, Los Angeles; 2007 Margarete
Schütte-Lihotzky Preis; 2009 Staatsstipendium für
bildenden Künste; 2011 Audi Art Award for NEW
POSITIONS/ART COLOGNE 2011, Paul Flora-Preis.
Einzelausstellungen (Auswahl):
2010 Bawag Contemporary Wien, Bawag Contemporary
Wien; 2011 Kunstverein Basis Frankfurt; 2012
Museion, Bozen, MAK Center Garage Space, Los
Angeles, BIG, Salzburg, Galerie Nächst St. Stephan,
Rosemarie Schwarzwälder, Wien, Artothek Köln, Köln
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl):
2008 Manifesta 7: Principle Hope. Manifestation,
Rovereto, Italy; 2010 Trick of Light, MOP, Sidney/
Australia, Sleepwalking, Temporary Gallery Cologne,
Köln, Triennale Linz, Lentos Kunstmuseum, Linz,
Fractional Systems. Garage Project II, Mackey Garages,
Los Angeles, The Invisible Play, Istanbul; 2011 ASAP,
Beijing, Premio Cairo, La Permanente di Milano,
Milano, Pro Choice, Kunstverein Schattendorf, The
world as a backdrop, Galerie im Taxispalais, Innsbruck,
2012 Sleepwalking II, Freies Museum Berlin.
Ein improvisiertes Objekt aus gegossenem Beton,
schwer, aber nur so groß, dass kein fremdes Auto
parken kann, besetzt ein Stück Straßenrand in
Istanbul, um dieses frei zu halten. Dieses alltägliche
Fundstück war Sonia Leimers Ausgangspunkt
für die fortlaufende Serie der Platzhalter – Objekte,
die sich, wie viele ihrer Arbeiten, mit der Frage von
räumlichen und zeitlichen Dimensionen beschäftigt.
Die entstandenen Platzhalter sind abstrakte
Objekte, die sich von ursprünglich kubischen
Formen immer mehr zu raumzeichnerischen
Skulpturen entwickeln. Ihr Sockel sind Straßen,
Betonplatten oder Asphaltreste.
Der Platzhalter ist Synonym für die Gleichzeitigkeit
verschiedener zeitgebundener Situationen, er befindet
sich dazwischen, impliziert einen Raum im
Hier und Jetzt und verweist auf etwas Zukünftiges
oder Gewesenes, für das der Platz reserviert werden
soll. Er symbolisiert Zeit und Raum in einem.
Er definiert ein Territorium, besetzt dieses und
hält es gleichzeitig frei. In dieser Ambivalenz des
Besetzens und Freihaltens liegt die poetische
Figur des Platzhalters – er hält den Platz fest und
frei gleichermaßen. Diese Ambivalenz beinhaltet
beispielsweise das Besetzen als Verlangen nach
räumlicher und ideeller Freiheit gegenkultureller
Bewegungen, ebenso wie das Besetzen als territoriale
Handlung.
Die Faszination des Platzhalters besteht darin,
dass er einen imaginären Raum kreiert, der weit
über seine eigenen Objektgrenzen hinausgeht:
Er veranschaulicht, wie eine minimale räumliche
Präsenz eine großzügige Fläche konstruiert.
Christina Nägele