Marko Lulić
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BIOGRAFIE
Die Biographie von Marco Lulic ist signifikant und in
Manchem auch typisch für die Zeit seit den 1960er
Jahren in Mitteleuropa. Die Großeltern stammen aus
Serbien und Kroatien, seine Eltern kamen Ende der
1960er Jahre als Gastarbeiter nach Österreich,
wo sie sich auch in Wien kennen lernten.
Lulic wurde 1972 in Wien geboren.
Auch auf Grund einer gewissen sozialen Isoliertheit
begann er bereits als Kind manisch zu zeichnen, was
sich während seiner ganzen Schulzeit fortsetzte.
Insbesondere im Gymnaisum hatte er einen
aufgeschlossenen Zeichenlehrer, der auch die
Gegenwartskunst in den Unterricht einband.
1992- 96 studierte er an der heutigen Universität für
Angewandte Kunst in Wien, 1995 – 97 an der
Akademie der Bildenden Künste in Wien und schloss
das Studium mit Diplom ab.
Die umfangreiche österreichische und internationale
Ausstellungstätigkeit seit Ende der 1990er Jahre
weist ihn als einen höchst vielfältigen Künstler aus.
Auszeichnungen und Anerkennungen folgten rasch,
vom Preis der Sussmannstiftung (1994) über das
Österreichische Staatsstipendium (2000), den Preis
der Graphik der Stadt Wien (2003) bis hin zum
Kardinal König Kunstpreis Salzburg (2009) sowie
mehreren Artist in Residence-Stipendien in
Frankreich, den USA oder Finnland.
Das vielfältige künstlerische Schaffen ist geprägt
von der Auseinandersetzung mit dem Phänomen
der Moderne, ihren technischen und gesellschaftlichen
Innovationen, politischen Extremisierungen
und ihren künstlerischen Diskursen. Ob im Bereich
der Architektur/des Raumes, der Skulptur, der
Objektkunst, Videoarbeiten, Projekte im öffentlichen
Raum oder performativen Künste, Marko Lulic
spannt dabei einen künstlerischen Bogen, dem
das Genuine im Kulturellen und Künstlerischen
des (frühen) 20. Jahrhunderts als Ausgangspunkt
und Verweis dient.
Die neue Videoarbeit „The Sacrifice“ bzw. die daraus
entnommenen Filmstills basieren auf seiner
Auseinandersetzung mit dem berühmten Ballett
„L Sacre du Printemps“ von des russisch-französischen
Komponisten, Dirigenten und Pianisten Igor
Strawinsky, einem der bedeutendsten Vertreter der
Neuen Musik der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Es gilt als Schlüsselwerk der Musik und des
Ballett der Moderne. Die Uraufführung 1913 in
Paris führte zu einem der größten Kunstskandale
der Moderne. Thema ist das rituelle „Opfer“ (dem
Frühlingsgott wird eine Jungfrau geopfert) und die
„Auferstehung der Natur“. Lulic greift dieses Thema
auf, ‚restaged“ es (nur mehr junge Männer finden
sich bei ihm) und weist mit dem Opferthema auch
auf die Sehnsucht nach Archaischem hin, dass die
Moderne wesentlich prägte: Der Fortschritt (als
Signet der Ideologie der Moderne) entpuppt sich
oft als Rückschritt, wenn wir an die ungeheuren
politischen Menschenopfer des 20. Jhts. Denken!
Carl Aigner