Manfred Wakolbinger
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BIOGRAFIE
geboren1952 in Mitterkirchen/O.Ö.
Nach einer Ausbildung in Metallbearbeitung und
Werkzeugbau wandte er sich der Kunst zu.
1972 Übersiedelung nach Wien; arbeitete als
Techniker an der Technischen Universität Wien;
Besuch von Seminaren bei Bazon Brock an der
Universität für Angewandte Kunst.
Ab 1980 skulpturale und fotokünstlerische Arbeiten.
2003 Übersiedelung mit seiner Frau,
der Schmuckkünstlerin Anna Heindl nach
Münchendorf/NÖ wo er seitdem lebt; Atelier in Wien.
Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in
Europa und den USA, u.a. Documenta 8, Biennale
Venedig. Zahlreiche Publikationen und
Publikationsbeteiligungen.
1993 Gestaltung der Schausammlung für Design
und Architektur im MAK Wien; Zusammenarbeit mit
dem Schriftsteller Christoph Ransmayr; er verwendet
für seine Romane und Hörbücher „Der fliegende
Berg“ und „Die letzten Welt“ Fotoarbeiten von
Manfred Wakolbinger für die Covers.
2011 nimmt Manfred Wakolbinger am „Kunstprojekt
Salzburg. Moderne Kunst auf alten Plätzen“ teil.
Seine rund elf Meter lange Skulptur „Connection“,
die in zwei gefäßartigen Öffnungen endet, wird am
Rudolfskai installiert;
Vito Zuraj komponiert dazu die Kurzoper „Insideout“,
die im Rahmen von „Beyond Recall“ 2013 im
Festspielhaus Salzburg präsentiert wurde.
2014 wird sie im Museum of Modern Art in New York
aufgeführt.
Kam man Anfang der 1980er Jahr am Gare de
l’Est in Paris an, fand man an einer Bahnhofswand
den Satz „Art is just a virus from outerspace“.
Betrachtet man die plastischen Werke der letzten
10 Jahre von Manfred Wakolbinger, vor allem die
Werkserien Forces, Travellers oder Placements,
so vermitteln sie den Eindruck, als ob es sich
um Wesen „from outerspace“ handeln würde.
Fremdartige, biomorphe Formen und Körper,
manchmal Aliens gleich, die sich durch seltsam
fremde Landschaften bewegen oder in ihr oder auf
Sockeln signifikant stehen. Manfred Wakolbinger
gehört zu jener Generation, für die die ersten Weltraumflüge
und alle damit verbunden futuristischen
Vorstellungen grenzenlose Phantasien auslösten,
lange bevor die Kinos dieses Thema mit modernsten
Bildtechnologien aufgriffen. Innen – Außen,
kosmisch-irdisch wurden für ihn zu bestimmenden
„bildhauerischen“ Reflexionen und Formen. Mit der
Werkserie „Forces“ repliziert er auf eine indische
Sage der „Göttervögel“, die Richtung Erde fliegen
und dabei ihre Eier legen, aus denen während
des Fluges wieder Göttervögel, avatarähnliche
Wesen, entstehen. Seine „Wesen“ sind dabei linienförmige
Plastiken, die sich nicht mehr in einem
traditionellen bildhauerischen Raum, sondern in
Zwischenorten von Erde und Kosmos zu situieren
scheinen. Mehr noch: Sie bergen ihre eigenen,
fast nicht greifbaren Raumwelten. Bevorzugtes
Material ist dabei das reine Element Kupfer; einerseits,
weil es ein warmes, weiches, also leicht formbares
Metall ist (die erste berufliche Ausbildung
des Künstlers war Metallverarbeitung und Werkzeugbau!),
andererseits, weil es für Wakolbinger
auch mit seiner Farbe den menschlichen Körper
bzw. der Hautfarbe ähnelt. In der Regel belässt
er das reine Material, oft bleiben die Bearbeitungsspuren (Löten, Hitze, Schleifen) wie Alterungspuren
der Haut sichtbar. Mit den ganz neuen, erstmals präsentierten Kleinplastiken „Mirrors“ greift er wiederum das Phänomen „Spiegel“ als plastisches Gestaltungselement auf. Auch hier verschwimmen Innen und Außen zu einer unendlichen Dimension, beziehen den Betracht nicht nur ein, sondern lassen ihn sowie den umgebenden Raum zu einem Teil der Plastik werden.
Carl Aigner