Ysabel Bayern
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BIOGRAFIE
1954 in München;
sie wächst in einem sehr liberalen,
künstlerischen wie auch intellektuellen Umfeld auf.
Schulabschluss in Wien; studiert ein Jahr an der
Heatherly School of Fine Art in London, dann an der
Akademie der Künste, München; parallel dazu
absolviert sie eine Lehrlingsstelle für Bühnenbild
am Gärtnerplatztheater in München.
Ihre erste Ausstellung 1977 im Haus Osram
in München ist bedenklicher Weise so erfolgreich,
dass sie Europa verlässt, Asien bereist und sich für
einige Jahre nach Australien niederlässt.
Dort erhält sie eine Professur an der Academy of
Fine Art in Canberra. Im College of Advanced
Education in Wagga Wagga etabliert sie gemeinsam
mit ihren Studenten ein hochmodernes
Printdepartment mit Schwerpunkten Tiefdruck und
insbesondere Photographische Radierung.
In Australien kündigt sich ihre eigenwillige und
antizyklischen Arbeitsweise an, die 1983/84 mit den
beiden meditativen, auf Katharsis abzielenden
Performaces „Time-Tracks“ (Wiener Sezession)
sowie „Bunraku“ (Palais Liechtenstein) aufhorchen
lässt, und die sich 1985 mit der Ausstellung „der
Esel im Tigerfell“ bei Thaddaeus Ropac, Salzburg auf
lustvolle Weise auf eine sich rasant entwickelnde
Metromarkt und Konsumlandschaft bezieht.
1995 übersiedelt sie in das Mostviertel,
wo sie seitdem arbeitet und lebt.
Die örtliche Änderung seit Mitte der 1990er Jahre,
die Rückbindung an die Natur durch das Leben in einer
bäuerlichen Landschaft und Lebenswirklichkeit
sowie die gleichzeitige Selbstverständlichkeit im
Umgang mit den Neuen Medien setzen einen neuen
Arbeitszyklus in Gang, der das bisherige inhaltliche
Territorium zwar nicht verlässt, sich jedoch
gänzlich anderer Mittel bedient.
Ich wende mich zunächst mit Hilfe des archaischen
Materials Ton der dreidimensionalen
Gestaltung von Einzelfiguren zu und nennt diese
„Portraits“, auch wenn sie der Auffassung von
Portraits im kunsthistorischen Terminus genau entgegengesetzt
sind. In der Folge entwickle ich aus
diesen Portraitfiguren computerunterstützt aus einer
einzigen, authentischen, im traditionellen Sinn
geschaffenen Figur eine unendlich seriell erweiterbare
und in sich geschlossene Kunst-Welt.
Eine scheinbar nicht enden wollende Transformation
birgt einen Prozess partieller Variation in sich, ohne
dabei jemals die Gesamtfiguration aufzulösen.
Die künstlerischen Verfahren bleiben transparent,
im Nebeneinander der Werke nachvollziehbar, und
die inhaltlichen Bezüge sichtbar. Nicht die Objekte
verändern ihre Bedeutung, es sind die Kontexte,
die in den immer neuen Serialisierungen und
Wiederholungen die Bedeutung transportieren.
Ysabel Bayern