TATIANA LECOMTE
AT
BIOGRAFIE
Tatiana Lecomte ist 1971 in Bordeaux (FR) geboren,
lebt und arbeitet in Wien (AT).
Ihre fotografischen Projekte geben eine eminent
politische Leseweise vor und beziehen sich auf
Fragen der Repräsentation, die Rolle des
fotografischen Bildes als Teil eines Regimes der
Sichtbarkeit und auf die Art und Weise, wie Fotografie
in die Herstellung von Geschichte verstrickt ist.
Ihre Arbeit wurde u. a. gezeigt bei:
Camera Austria, Graz (AT); Josephinum, mumok,
Jüdisches Museum, Galerie OstLicht, Wien (AT);
MUDAM, Cercle Cité, Luxemburg (LU); Salzburger
Kunstverein, Fotohof, Museum der Moderne,
Salzburg (AT); Lazareti, Dubrovnik (HR);
Kumu Art Museum, Tallinn (EE); Fotograf Gallery,
Prag (HU); Galerie im Taxispalais, Innsbruck (AT);
Lentos, Landesgalerie Linz (AT);
Galerija Klovićevi dvori, Zagreb (HR).
WWW.TATIANALECOMTE.COM
Konzept, Entwurf und Gestaltung eines Mahnmals
für die zwischen 1944 und 1945 in St. Pölten
Viehofen internierten ZwangsarbeiterInnen standen
im Mittelpunkt eines 2009 von der Abteilung
für Kultur und Wissenschaft der Niederösterreichischen
Landesregierung und der Stadt
St. Pölten ausgeschriebenen Wettbewerbs.Die Ausschreibung lud dazu ein, drei in Zusammenhang
mit dem damaligen Geschehen neuralgische
Orte miteinander in Beziehung zu
setzen: jenes Areal, auf dem sich das Lager der
zur Zwangsarbeit eingeteilten JudInnen befand,
das Lager, in dem die Ostarbeiter genannten
ZwangsarbeiterInnen der Glanzstoff-Fabrik untergebracht
waren, sowie das Massengrab auf dem
städtischen Friedhof St. Pölten. Bauliche Reste
sind lediglich vom Lager der Ostarbeiter übrig geblieben.
Wo einst die Baracken der aus Ungarn
stammenden ZwangsarbeiterInnen standen, befindet
sich heute ein See.Das von mir entworfene Mahnmal rief über den
Zeitraum eines Jahres jene Geschehnisse in
Erinnerung, deren Spuren im Viehofner See versenkt
wurden. Indem ich 20.000 Postkarten per
Hand beschriftete und an die EinwohnerInnen von
St. Pölten versendete, integrierte ich vor Ort ansässige
Menschen in meinen Gedankengang und
machte sie zum Teil meiner Idee eines Mahnmals.
Auf jede Postkarte schrieb ich den gleichen Satz:
Ich bin gesund, es geht mir gut. Dabei handelt
es sich um jenen Standardsatz, den sämtliche
Postsendungen der Insassen eines der Lager des
Dritten Reichs – sofern es überhaupt erlaubt war
zu schreiben – beinhalten mussten.Die Ansichtsmotive der Postkarten zeigten jeweils
einen der besprochenen Orte in seinem heutigen
Erscheinungsbild: den Viehofner See, das ehemalige
Arbeitslager der Glanzstoff-Fabrik sowie
das Massengrab am Hauptfriedhof St. Pölten.
Rückwärtig wurde auf die Geschichte des Ortes
und auf die zum Projekt gehörige Internetseite
(www.mahnmal-viehofen.at) verwiesen.
Tatiana Lecomte