Michael Lechner
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BIOGRAFIE
Michael Lechner wurde 1949 in Wien geboren.
Er stammt aus einem kunstsinnigen Elternhaus mit
langjährigen Wurzeln in Niederösterreich
(ein Großvater war Schuldirektor in Herzogenburg),
das ihn früh mit Kunst vertraut machte, sodass die
Bildende Kunst bald ein Lebensziel wurde.
1970 erwarb er mit seiner Mutter ein Haus in
Petronell. 1969-1975 studierte er an der Hochschule
für angewandte Kunst in Wien / MKI. Carl Unger.
1976 erhielt er ein Paris-Stipendium, das ihm von
1976-1978 ein Studium an der l’École supérieure des
Arts décoratifs / Fach: Radierung / Atelier Lacourrière
Frélaut, ermöglichte. Schon zu Beginn seiner
Pariszeit nahmen ihn die renommierten Galerien
Lucien Durand und Jeanne Bücher in ihr Programm
auf. Werke von ihm befinden sich unter anderem in
der Sammlung des Centre Pompidou, Paris, als auch
in der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence.
Bereits 1976 konnte er in Fontainebleau das
legendäre Atelier der Malerin Rosa Bonheur
(1822 – 1899, Mitglied der École des artistes de
Barbizon) beziehen. Seit 1990er befindet sich sein
Atelier in Paris-Sud in Chatenay Malabry) 1983 war
Lechner Artist in Résidence / CIRCA / Villeneuve les
Avignon. Verschiedene österreichische und
französische Auszeichnungen und Ehrungen.
Seit 1973 zahlreiche internationale Ausstellungen und
Ausstellungsbeteiligungen. Bis 2013 lebte und
arbeitete er primär in Paris und während der
Sommermonate in Petronell/Carnuntum;
seit 2014 Beginn der Übersiedelung nach Petronell,
sukzessive wird das Atelier in Paris aufgegeben.
In den letzten Jahren hat sich Michael Lechner
in seinem bildnerischen Arbeiten auf das komplexe
Thema Buch zu konzentrieren begonnen.
Wiewohl dies ein äußerst facettiertes Sujet ist,
welches von der (historischen) Materialität bis hin
zur heutigen Infotechnologie reicht, von Wissen
bis hin zur „Macht“ des Buches, von Aspekten
der Schriftlichkeit bis hin zur Bildlichkeit in unserem
picture turn der letzten zwei Jahrzehnte,
geht es hier um eine bildnerische Landschaft, ja
Architektur nicht nur des Objekts „Buch“.
Pastell, Acryl, Blei- und Farbstifte, getönte Papiere
und Pierre Noir, ein schwarzer Schieferstein, mit
dem sich spezifische dunkle und insbesondere
matt-schwarze Farbtöne gewinnen lassen, die vor
allem einen grundierenden Charakter aufweisen
und einen besonderen Flächeneffekt ergeben sind
jene Ingredienzen, mit denen im Spannungsfeld
von Malerei und Zeichnung der eigentümliche
Bildcharakter geschaffen wird.
Struktur, Rhythmus und Bewegungshaftigkeit
bewirken einen fragilen Charakter, der die
Flüchtigkeit von Information beziehungsweise
Wissen assoziiert. Die stark grafische Gestaltung,
die Linearität des Bildaufbaus, welche choreographisch
die einzelnen Buchseiten skizzieren
sowie die Perspektivität von Durchsicht, Aufsicht
und Schrägsicht thematisieren sowohl den Raum
des Bildes als auch (symbolisch?) den Raum des
Buches. In der subtilen bildnerischen Ausführung
(Malerei/Zeichnung) entsteht obendrein noch eine
Art atmosphärischer Poetizität, eine Literatur der
Landschaft gewissermaßen.
Carl Aigner