Michael Kos
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BIOGRAFIE
Geb. 1963 in Villach
1986-91 Studium an der Universität für
angewandte Kunst/Wien;
seit den 1990er Jahren Atelier bei Retz/Weinviertel;
lebt und arbeitet in Wien und in Retz / Niederösterreich
Einzelausstellungen, -projekte u.a.:
2017 SCHWARZABGLEICH, Bildraum Bodensee, Bregenz
2016 AUSWEITUNG DER GRAUZONE,
Kunsthalle Slovenj Gradec
2016 PRÄLIMINAR, Ausstellungsbrücke NÖ, St. Pölten
2015 MUSE MATERIAL, Einzelausstellung Kunstfabrik
Groß-Siegharts, NÖ
2014 MAKING SENSE, Kunsthalle Wil, CH
2014 SQUARE OFF, artdepot, Innsbruck
2014 ROUND UP, Bildraum 07, Wien
2013 VERFERTIGUNG, Kunsthalle Grünspan,
Feffernitz, Kärnten
2013 HIN & HER, Projekt des Viertelfestivals NÖ,
Installation an der Grenze A/CZ
2012 SELBST ICH NICHT, Galerie Chobot, Wien
2011 RANDOM NOISE, MZM Museumszentrum
Mistelbach, NÖ
Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen
im In- und Ausland.
BODY CUBE, 2016
a) Auf die „Körperkreuzungen“ (2012-2014) folgte
die große Installation „balance.AKT“, ein lebensgroßer
Christus auf einer Slackline balancierend. Die
Slackline war die von der Wand in den Raum gesetzte
Achse des Kreuzes. Der Corpus wurde ua. zum
AKT, zur Bewegungsstudie. Eine Art Auferstehung,
aber auch ein Bild der Möglichkeit des Absturzes…
b) Spätestens hier hatte ich die Idee, eine kristalline
Raum-Form zu schaffen und mit dem Corpus
Christus eine regelrechte Zerreißprobe zu veranstalten.
Die Grundform eines Kubus fand ich am attraktivsten,
da ich mit dessen Achsengerüst ein variables
Spiel von Kreuzformen verknüpfen konnte. Aus
jedem Standpunkt des Betrachters ergeben sich andere
Formen, Überschneidungen, Verdoppelungen
usw. Vom einfachen Kreuz, über Halbkreuz, Raumkreuz
bis hin zu Swastika und Hakenkreuz ist alles
auffindbar. Der Würfel musste so groß sein, dass
man sich hineinstellen kann, also dass er auch als
Architektur wirkt. Ich wollte die Würfel-Achsen aus
dem einen Grund nicht schließen, weil diese offene
Form sehr aggressiv im Raum steht.
c) Ein weiterer Gedanke war der, auf die Möglichkeit
des Klonens anzuspielen, indem ich den identen
Christus ca. 20-mal verwendete. Das gibt dem
Body Cube auch etwas Unerhörtes, der Christus
kommt ja immer einzeln daher. Aber das ist auch
einem kulturellen Reflex geschuldet, den die
Herrgottsschnitzer gern bedienen: das Kunstwerk
im Zeitalter der Reproduktion (W. Benjamin) hat
längst Einzug in diese Domäne gehalten. Diese
Körperdarstellungen werden tatsächlich geklont,
die Fräse und bald der 3D-Drucker liefert dir den selben
Christus von 15 cm bis 3m Größe.
d) Und ein Aspekt, der mich sehr fü-r diese Arbeit
interessiert hat: die Bomben. Zerrissene, zerfetzte,
lädierte Körper – wir in Mitteleuropa kannten das
von Kriegsgebieten, die fern lagen. Nun haben
wir das hier mitten unter uns, vor Augen, greifbar
nah. Eine Körperlichkeit, die grausam, aber echt
ist. Torturen, die nicht im Mittelalter verschlossen
blieben, sondern aktuell sind. Kein Zeichentrick und
kein Actionkino, sondern eine manifeste Realität.
Und immer mit diesem sonderbaren Fanatismus
des Religiösen verbunden…
Michael Kos