LEO KANDL
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BIOGRAFIE
Geboren 1944 in Mistelbach;
Realschule/Matura in Wien;
1963 Beginn des Studiums der Malerei an der
Akademie der Bildenden Künste Wien bei Gustav
Hessing (Studium in derselben Meisterklasse
wie Peter Dressler);
Abschluss für Bildnerische Erziehung 1969;
Mittelschultätigkeit für Bildnerische Erziehung bis
1995 in Wien. Er lebt und arbeitet in Wien.
Seit 1970 freie photographische Arbeiten,
da für ihn das Unmittelbare, Alltägliche, Soziale
adäquater durch photographische Bilder zu erfahren
und reflektieren ist. „Ich habe damals nach einem
Medium gesucht, das gesellschaftliche Relevanz und
Wirklichkeitshaltigkeit hatte“, sagt er selbst.
Photographie ist für ihn ein Erkundungsmittel des
scheinbar Banalen, Unbedeutenden,
geht es ihm doch um visuelle Soziogramme
einer „conditio humana“;
Leo Kandl ist einer der Wiener Pioniere der
sogenannten „Autorenphotographie“:
Unzählige Ausstellungen und
Ausstellungsbeteiligungen sowie Publikationen.
Mit seinen Arbeiten ist er in allen relevanten
österreichischen Photosammlungen ebenso
vertreten wie in wichtigen internationalen
Kollektionen; zahlreiche Auszeichnungen und Preise,
u.a. den „Otto Breicha-Preis für Fotokunst“ des
Rupertinum Salzburg sowie den „Würdigungspreis
für Fotografie des BM für Unterricht und Kultur“
(1994) und den „Würdigungspreis für Fotografie des
Landes Niederösterreich“
WWW.LEOKANDL.AT
Geschichtliches spielt im Werk von Leo Kandl immer
wieder eine wesentliche Rolle. Seien es historische
Photographien aus dem 1. Weltkrieg, sozialästhetische
Recherchen als Gegenwartsgeschichte
oder Architekturrecherchen zum Thema Macht/
Politik. In diesem Zusammenhang realisierte er
1990 eine kleine Photoserie zum „Heldentor Wien“.
Anknüpfend an seine Kindheitserinnerungen der
frühen Nachkriegszeit thematisiert er diese martialische
Architektur des Heldentors als Symbolik von
Macht, Herrschaft und Krieg. Das „Äußere Burgtor“
weist eine komplexe und heterogene Bauweise
auf, die in signifikanter Weise politische (habsburgische)
Selbstverständnisse des Kaiserhauses demonstriert
(und nie vollendet wurde).
2003/2006 und 2012 ergab sich für Leo Kandl die
schöne Möglichkeit, den Iran bereisen zu können.
Daraus entstand die umfangreiche Photoserie
„Iran“, sowohl als Kleinbild wie auch in Mittelformat.
Waren es zuerst Portraitserien, die sein großes
ethnographisches Interesse zeigten, erweiterte
sich die Thematik auf Street-Photography und
Alltagserkundungen. Das Andere, Fremde erweist
sich dabei schnell als etwas Vertrautes, das aus
der rapiden Globalisierung resultiert (eine Wiener
Firmen-Annonce in einer Teheraner Strasse!). Gibt
es angesichts unserer Bilderfluten überhaupt noch
fremde Kulturen, wie sie gerade zu Zeit aus politischen
Gründen wieder postuliert werden?
Was kann uns den heute noch fremd sein, wenn
wir uns ein wenig nur für die Welt interessieren?
Es ist die künstlerische Haltung, jenseits unserer
Medienbilderwelten authentische Erfahrungen
nicht nur zu suchen, sondern auch wieder zu gewinnen.
So sind diese photographischen Arbeiten
über den „bösen“ Iran und einige seiner Städte
inzwischen zeithistorische Dokumente, Sehstücke
aus naher Ferne und einem Kulturkreis, dem die
Wiege Europas entstammt!
Carl Aigner