Florian Nährer
AT
BIOGRAFIE
1976 geboren in St. Pölten
1995 Matura am BORG St. Pölten mit besonders
musischer Ausbildung
1995 Beginn einer ernsthaften Auseinandersetzung
mit der Malerei nach dem Besuch einer Ausstellung
von Marcus Hufnagl in St. Pölten
1997 – 2004 Studium an der Akademie der bildenden
Künste Wien in den Meisterschulen Prachensky
und Obholzer
1997 – 2004 Studium der r.k. Theologie
an der Universität Wien
1998 Teilnahme am 6 Tage Spiel von Hermann Nitsch
1999 – 2001 Assistent von Hermann Nitsch
2001 – 2003 Assistent von Erwin Wurm
2003 Übersiedlung von Wien nach St. Pölten
seit 2004 Dozent an der Kreativakademie
Niederösterreich
seit 2005 künstlerische Beschäftigung mit
überwiegend theologischen und
gesellschaftspolitischen Themen
lebt und arbeitet in St. Pölten und Wien
Preise /Stipendien
2012 Artist in Residence, Galeria Budapest, Ungarn
Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen
im In- und Ausland
Karl Rahner prägte einst den Begriff des „anonymen
Christen“. Er beschrieb damit Menschen,
die, obwohl sie Gott nicht kennen oder kennen
wollen, trotzdem ein „christliches Leben“ führen.
Diese Idee überspitzend stellte ich die Frage nach
den anonymen Heiligen, die es dann auch zweifellos
geben müsste. Eine alte Schautafel bot mir die
formale Grundlage, um mit Spitzenuntersetzern
erhöht all jene zu würdigen, die in keiner Heiligenlitanei
vorkommen, beschreibt Florian Näherer
seine Intention für seine Werkserie „Anonyme
Heilige“.
Heilige und damit auch Heiligenbilder zählen in
der christlichen Geschichte zur frühesten Bildikonographie.
Das Heiligenbild – oft auch in Form
von Andachtsbildern – ist Gedenken, Würdigung
und Anbetung christlicher Heiliger zugleich, also
von Menschen, die in außerordentlicher Weise
das Leben von Christus würdigen und leben. Und
es sind europäische Menschen, wie auch das
Christentum in vielen eine „europäische“ Religion
ist. Deshalb irritieren die „Heiligenbilder“ von
Florian Näherer zutiefst, sind es doch Menschen
aus anderen Kontinenten und Ethnien.
Damit wird die Frage aufgeworfen, inwieweit der
Eurozentrismus den Blick darauf verstellt, dass
das europäische Christentum längst schon global
gesehen eine Minderheit darstellt. Was bedeutet
dies zukünftig? Welche Formen des Christlichen
werden sich aufs Neue entwickeln so wie dies
in Europa etwa mit dem Protestantismus der Fall
war, ganz zu schweigen von der Institution Kirche
generell? Die Werke von Nährer werfen damit existentielle
Fragen des Christentums, insbesondere
des katholischen, auf. Und dies betrifft elementare
Fragen des Glaubens schlechthin.
Carl Aigner