ALOIS JUNEK
AT/CZ
BIOGRAFIE
Alois Junek wurde 1945 in Benátky nad Jizerou
geboren. Unmittelbar nach der Geburt folgte die
Übersiedelung nach Prag und Minon.
Ab 1951 besuchte er die Grundschule und
Kunstschule in Zlinj. Auf Grund seines sportlichen
Könnens musste er die Offiziersschule absolvieren.
Anschließend arbeitete er in der Malerwerkstatt des
örtlichen Theaters. Da seine Familie politisch auf der
Schwarzen Liste stand, sah er sich durch die
Kunst-Kommission bzw. dem Kunstkommissar
gezwungen, realistisch zu malen („Malen Sie etwas
Realistisches!“). Junek begann, für die zahlreichen
Wohnungen der sozialistischen Sozialbauten
Landschaftsbilder zu fertigen; dies mit derart großem
Erfolg, dass die Kunst-Kommission ihm Ende der
1970er Jahre die Ankäufe der Werke zu
verweigern begann.
Da ab 1980 die freien Künstler immer mehr
kontrolliert wurden, und er mit Familie in seiner
finanziellen Existenz bedroht war, entschied er sich
1980 über die jugoslawisch-ungarische Grenze
(Kumarno) nach Österreich zu flüchten, was auch
nach einigen Schwierigkeiten gelang.
Nach zwei Tagen Aufenthalt im Lager Traiskirchen
lebten sie ein Jahr in Pöggstall (Würnsdorf).
1981 erfolgte die Übersiedelung nach St. Pölten,
wo er und seine Frau bis heute arbeiten und leben.
REALE IMAGINARIEN
Alois Junek begann seine künstlerische Laufbahn
mit der Malerei; parallel dazu setzte er sich mit
der Druckgrafik auseinander; vor allem Seriografien
fanden sein Interesse. Durch seine berufliche
Tätigkeit als professioneller Grafiker in
den späten 1980er Jahren hatte er früh Zugang
zu Computertechnologie und damit zur digitalen
Bildgestaltung. In seiner freien, künstlerischen
Arbeit gewann die digitale Bearbeitung und Verschmelzung
von Fotografie und Malerei zunehmend
an Priorität.
Die 2019 entstandene Werkserie „E“ basiert
auf einer Portraitfotografie, die mittels Grafikprogrammen
einen komplexen digitalen Abstrahierungsprozess
durchläuft; Gestalterische Basis
bilden dabei Vektorisierungsstrategien, mit denen
er die Pixelstrukturen in organische Formen
verwandeln konnte. Darüber hinaus ermöglicht
die Vektorisierung eine minutiöse, autonome
Bearbeitung der Bildflächen bzw. Bildsujets. Damit
konnte er morphologische Bildflächen generieren,
die durch spezielle Farbgebungen eine vielschichtige
Bildtiefe suggerieren.
Vielleicht liegt es am frühen Faktum des Zwangs
zur realistischen Malerei in der Tschechoslowakei,
dass seit den 1980er Jahren die Leidenschaft
für abstrakte Bildmöglichkeiten so vehement
wurde. Das Ausloten verschiedener Bildmedien
(Malerei, Fotografie, Computer) und deren Verschmelzung
impliziert unaufhörlich die Fragen
nach dem Wirklichen und dem Imaginären sowie
deren Zusammenhänge. Das reale Portrait fiktionalisiert
sich in der Erinnerung des Künstlers
und wird als Abstrakte im Bild wieder real.
Diese Gegenläufigkeit eröffnet einen eigenen
Vergegenwärtigungsprozess von Vergangenem.Carl Aigner